Viele Unfälle auf den Skipisten ereignen sich, weil die Freizeitsportler ihre Belastungsgrenzen und die damit verbundene Ermüdung nicht kennen oder unterschätzen. Um dieses gesundheitliche Risiko herabzusetzen, wird derzeit daran geforscht, eine sensorisch gesteuerte Skiausrüstung zu entwickeln, welche den Ermüdungsgrad des Trägers ermittelt und damit die Notwendigkeit einer Pause anzeigt.
Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen einer Studie ermittelt, wodurch sich eine mögliche Ermüdung beim Skisport kennzeichnet, weshalb sie auftritt und wie sie sich im Verlauf eines aktiven Tages auf der Skipiste entwickelt. 22 Probanden mit guter Skierfahrung nahmen an der Untersuchung teil. Über den gesamten Tag verteilt wurden spezielle gesundheitliche Eckdaten bei den Teilnehmern erfragt, gemessen und mittels spezieller Tests und Untersuchungen gesammelt.
So veränderten sich im Verlauf des Trainings während eines Tages beispielsweise die Atemtätigkeit und andere biometrische Parameter und geben damit Hinweise zum Ermüdungsgrad. Zum anderen konnten einzelne Teilnehmer bestimmte Schwung- und Technikübungen während des Skifahrens nicht mehr mit einer anfänglichen Präzision durchführen. Auch das gab den Studienverantwortlichen Auskunft zum Erschöpfungszustand des Sportlers.
Zentrales Ergebnis der Untersuchungen war es, dass der Grad der Ermüdung sowie die Reaktion der Sportler darauf sehr individuell ausgeprägt sind. Während einige von ihnen eher Vorsicht walten lassen, bleiben andere von ihrer hohen Motivation gesteuert und gehen ein unnötiges Verletzungsrisiko ein. Dieses erhöht sich zusätzlich, weil sie sich nicht intensiv auf die wenigen Skitage im Jahr vorbereitet haben und ihrem Körper somit zu viel zumuten.
Um diese gefährliche subjektive Fehleinschätzung einzudämmen, setzen Sportmediziner auf individuelle Frühwarnsysteme beispielsweise in der Skiausrüstung, damit die gefährlichen Ermüdungserscheinungen frühzeitig an die betroffene Person rückgemeldet werden. Noch scheint eine derartige Interaktion zwischen der Skiausrüstung und dem Träger technisch nicht umsetzbar zu sein, doch die Forscher sind sehr optimistisch, dass diese schon bald möglich sein wird.
Finkenzeller, T. et al.
Effects of physical stress in alpine skiing on psychological, physiological, and biomechanical parameters: An individual approach
frontiers
10/2022