Die Akupunktur ist ein über 4.000 Jahre altes Verfahren, das Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist, die auf eine sehr lange Geschichte zurückblickt. Die westliche Bezeichnung Akupunktur setzt sich aus den Worten acus (lat. = Spitze, Nadel) und pungere (lat. = stechen) zusammen. Das Verfahren ist als das Einstechen von Nadeln an speziellen Akupunktur-Punkten, die entlang der Meridiane (Energiebahnen) lokalisiert sind, definiert.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es keinen separaten Begriff für die Akupunktur. Gebräuchlich ist der Ausdruck zhen jiu. Das bedeutet Nadeln und Moxibustion (gezielte Wärmeanwendung). Es sind drei Akupunktur-Formen zu unterscheiden:
- Einstechen von Nadeln – Akupunktur [nachfolgend beschrieben]
Behandlung mit Wärme – Moxibustion
- Massage – Akupressur
Die Akupunktur wird als Teil einer ganzheitlichen Medizin verstanden und in China in Kombination mit der chinesischen Arzneimitteltherapie, Massagen, Diätetik, Bewegungsübungen und anderen Elementen praktiziert. Die Akupunktur, die in den westlichen Ländern durchgeführt wird, unterscheidet sich vor allem in ihrem Krankheitsverständnis, energetische Störungsmuster stehen hier nicht im Mittelpunkt. Früher zählte die Akupunktur zur Alternativmedizin, heute gilt sie in Deutschland als ein Verfahren der Komplementärmedizin.
Die Akupunktur ist ein Verfahren, das im Sinne der TCM Zerstörtes nicht heilen kann, sondern gestörte Strömungsverhältnisse wiederherstellt, indem sie Stauungen aufhebt und Einfluss auf die Leitung von Blut, Körperflüssigkeiten, Energie und Hitze nimmt. Die Akupunktur schafft Energieausgleiche, das heißt sie stellt die Balanceverhältnisse zwischen unterschiedlichen Körperregionen wieder her und beeinflusst direkt das Organsystem über die Oberfläche. Die Akupunktur-Punkte liegen auf den Meridianen. Meridiane (Jing) sind gedachte Linien auf der Körperoberfläche, die untereinander durch Kollateralen (luo) verbunden sind und ein Energienetz bilden. In den Meridianen zirkuliert das Qi bzw. Chi, die Lebensenergie, deren Fluss durch die Akupunktur beeinflusst werden kann. Weitere Grundbegriff der TCM sind "Yin und Yang", deren Zusammenspiel sich auch auf die medizinischen Konzepte übertragen lassen.
Die allgemeinen Wirkungen der Akupunktur, die auf wissenschaftlichen Grundlagen beruhen und in den westlichen Ländern Gültigkeit haben, können folgendermaßen nachvollzogen werden:
- nerval-reflektorische Wirkung – Schmerzlinderung vor allem durch die Ausschüttung körpereigener Endorphine, aber auch durch Hemmung der schmerzleitenden Nervenbahnen im Rückenmark
- vasoaktive Wirkung – Einfluss auf die Mikroblutzirkulation um die Einstichstelle herum durch Ausschüttung des vasoaktiven Peptids (VIP)
- humoral-endokrine Wirkung – Beeinflussung der Ausschüttung von Endorphinen (Glückshormone) und Serotonin; Einfluss auf die Cortisonproduktion
- muskulofaziale Wirkung – Beeinflussung bzw. Detonisierung der Muskulatur, Aktivierung des Immunsystems
Die Nadel kann in verschiedenen Winkeln eingestochen werden, entweder senkrecht (90°), schräg (30-60°) oder flach bzw. horizontal (< 15°). Die Techniken, die bei der Nadelapplikation verwendet werden, sind ungeheuer vielfältig, sowohl in der Ausführung als auch in der Wirkung. Während einer Sitzung verwendet der Therapeut so wenige Nadeln wie nötig, maximal 16 Stück. Die Akupunktur-Punkte werden individuell, je nach Erkrankung und Therapieziel, von dem erfahrenen Therapeuten ausgewählt.