Haltephase nach Abschluss einer kieferorthopädischen Behandlung
Ein Retainer ist ein herausnehmbares oder festsitzendes kieferorthopädisches Gerät, welches nach Abschluss einer kieferorthopädischen Behandlung zur Stabilisierung des Behandlungsergebnisses eingesetzt wird.
Im Rahmen der Kieferorthopädie werden Zähne bewegt. Dies ist möglich, indem eine genau dosierte Kraft eingesetzt wird. In Folge dessen kommt es auf der Seite des Zahnes, zu der dieser hinbewegt werden soll, zum Knochenabbau, auf der anderen Seite hingegen zum Knochenanbau. Auf diese Weise können Zähne auch noch im Erwachsenenalter bewegt werden.
Der Retainer hat die Aufgabe, die nach Kieferorthopädie noch leicht gelockerten Zähne in ihrer neuen Position so lange zu stabilisieren, bis sie dort wieder fest im Knochen verankert sind.
Das Verfahren
Meist kommt einer der nachfolgenden Retainer zum Einsatz:
- Herausnehmbare Platte ohne aktive Elemente
- Retainerschiene – Tiefziehschiene
- Lingualretainer – auf die Innenseite der Unterkiefer und/oder Oberkiefer – Frontzähne geklebter Draht-Retainer
Der Lingualretainer wird aus Stahl oder vergoldetem Draht gefertigt und meist an den beiden Eckzähnen mittels Klebetechnik befestigt – 3-3 Retainer.
Eine andere Variante ist der Einsatz eines verseilten Stahldrahtes, dieser wird an sechs Zähnen von Eckzahn zu Eckzahn angebracht.
Indikationen (Anwendungsbereiche) für den Lingualretainer
- Schluss eines Diastemas („Zwischenraum“ oder Margo interalveolaris (von lat.: margo „Rand“, inter „zwischen“ und alveolus „Mulde“) – bezeichnet die auftretende, zahnfreie Lücke; Lücke zwischen den mittleren Schneidezähnen, meist im Oberkiefer, seltener auch im Unterkiefer die auch als Trema (von altgriechisch ????? tr?ma „Loch“) bezeichnet wird.)
- Schluss von Extraktionslücken
- Nichtanlage der seitlichen Schneidezähne
- Verlagerte Eckzähne
- Stark rotierte Zähne
- Ausgeprägte Klasse III – Mesialbiss (Unterkiefervorlage)
- Erwachsenenkieferorthopädie
- Mangelnde Compliance (Einhaltung von Verhaltensmaßregeln) des Patienten für herausnehmbare Retentionsgeräte
Die herausnehmbaren Retainer (Platte oder Schiene) werden in der Regel nur nachts getragen. Ein häufiges Problem in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen ist das Vergessen oder auch das wissentliche Weglassen des herausnehmbaren Retainers. Dies führt unweigerlich zum Rezidiv, also zum Wiederauftreten der Zahnfehlstellung. Eine erneute kieferorthopädische Korrektur wird dann notwendig.
Im Falle von mangelnder Compliance ist es demnach sinnvoller, einen festsitzenden Retainer einzugliedern, um den Behandlungserfolg nicht zu gefährden.
Um sicher langfristig zu stabilisieren, ist eine Retentionsphase von mehreren Jahren notwendig. Oft wird die Retention frühzeitig beendet mit den oben genannten Konsequenzen.
Mittlerweile gibt es Konzepte, die eine Retention vor life (Dauerretention) für notwendig erachten.
Daher ist der Lingualretainer die sicherste Methode zur langfristigen Stabilisierung des erzielten Behandlungserfolges.
Ihr Nutzen
Der Retainer sichert das durch die Kieferorthopädie oft über Jahre erarbeitete Behandlungsergebnis und verhindert ein Wiederauftreten der ursprünglichen Zahnfehlstellung.
Literatur
- Diedrich P. (Hrsg.) Kieferorthopädie III. 4. Aufl. (2002)
- Kahl-Nieke B. Einführung in die Kieferothopädie. 2. Aufl. (2001)